Starke Vierbeiner
Tierphysiotherapie & Tierosteopathie

Tipps für Hundehalter

Woran erkennt man Schmerzen beim Hund?


Veränderungen im Gangbild:

  • schlurfender Gang

  • Passgang (teils auch rassetypisch)

  • Kopf wird tief gehalten

  • Rücken und /oder Rute schwingen nicht,

    wirken steif (Ausnahme Terrier, Spitz)

  • die Rückenlinie ist aufgekrümmt


weitere Auffälligkeiten:

  • mag sich nicht mehr bürsten oder abtrocknen lassen  

    (auf Zucken am Rücken achten)

  • kommt nach dem Liegen schwer hoch und muss sich erst einlaufen

  • mag die Treppe nicht mehr steigen

  • zögert beim Springen ins Auto oder aus dem Auto

  • ist neuerdings aggressiv

  • hebt beim Pinkeln nicht mehr das Bein

  • schüttelt sich nicht mehr von vorn nach hinten durch

  • kommt Ritualen nicht mehr nach (kommt nicht mehr beim Griff zur Leine oder zum Futternapf)

  • fällt beim Spaziergang zurück

  • kratzt sich nicht mehr hinter den Ohren

    Nicht alles auf das Alter schieben!

    Früherkennung kann die Lebensqualität enorm verbessern!


Auch Katzen leiden häufig unter Arthrosen, Spondylose und Hüftgelenksdysplasien (ca. 90% aller Main Coons haben HD!). Oft kompensieren sie sehr gut, sodass dem Besitzer Schmerzen erst spät auffallen. Beobachten Sie Ihre Katze genau...


  • Springt sie noch auf gewohnte Liegeplätze?

  • Ist sie berührungsempfindlich am Rücken?

  • Sucht sie vermehrt warme Liegeplätze auf?

  • Zieht sie sich auffällig zurück?


Gelenkschonendes Verhalten für lebenslange Bewegungsfreude

  • Keine langen einseitigen Apportierspiele an Land mit heftigen abrupten Stopps
  • Verwendung einer Autorampe
  • Verwendung von Brustgeschirren statt Halsbändern.
  • Kontrolliertes Treppensteigen, langsam, Stufe für Stufe (besonders abwärts, weil hierbei die Wirbelsäule noch mehr gestaucht wird), ein„Hüpfen“ sollte vermieden werden. Ältere große Hunde können am Brustgeschirr gestützt werden, kleine Hunde gegebenenfalls tragen. 
  • Verzichten Sie auf „Erziehungsmaßnahmen“ wie Leinenruck, Haltis, Würge- und Stachelhalsbänder o.ä.!
  • Auslastung mit Kopfarbeit (Suchspiele mit Leckerchen, Fährtenarbeit, Einüben von Tricks etc.) 
  • Für jeden Sportler ist es selbstverständlich sich vor dem Training aufzuwärmen – warum sollte es bei unseren Hunden anders sein? Also legen Sie nach dem Sprung aus dem Auto nicht gleich mit dem Agility los, sondern gehen einige Minuten zügig mit ihrem Hund. Dasselbe gilt für das Toben mit den besten Spielgefährten (höchste Beanspruchung von Gelenken und Bändern).
  • Vermeidung von Übergewicht! Die Rippen sollten zu fühlen sein. Jedes Kilo zu viel belastet die Gelenke!


Sport mit Hund: 

Schwimmen

  • zum Apportieren eignet sich spezielles Wasserspielzeug wie der Aquadummi (Verletzungsgefahr durch Stöckchen)
  • Langsame (minutenweise) Steigerung des Schwimmtrainings nach den Wintermonaten (mit 5 Min. beginnen) 
  • Unterschätzen Sie nicht die Anstrengung für Hunde beim Schwimmen! (15 Min. schwimmen sind vergleichbar mit 1 Std traben!) 
  • Übermäßiges Schwimmen kann zu einer schmerzhaften "Wasserrute" führen
  • Brustgeschirre und Halsbänder vor dem Schwimmen abnehmen!
  • Bei Erkrankungen der Wirbelsäule den Hund langsam bis zum Bauch ins Wasser führen und                                                                    

      dann erst den Dummi werfen, um Sprünge zu vermeiden

  • Erhitzte Hunde nicht ins kalte Wasser springen lassen (drastische Temperaturunterschiede 

       können zu kleinen Niereninfarkten führen, die sich erst in der Summe bemerkbar machen)

  • An der Uferzone auf spitze Gegenstände und Anglermüll achten (Dosen, Scherben, Angelhaken, Angelsehne etc)
  • in den Sommermonaten sind die Gewässer öfter mit Blaualgen belastet
  • Hundesenioren  und herzkranke Hunde gern mit Schwimmweste schwimmen lassen
  • Hunde nach dem Schwimmen bei Außentemperaturen unter 10 ° C abtrocknen 

      (besonders bei Erkrankungen des Bewegungsapparats)

 

Radfahren und Laufen

  •  Zum Aufwärmen der Muskulatur und Gelenke erst ein paar Minuten mit dem Hund gehen.
  •  Beobachten Sie Ihren Hund genau, besonders wenn er am Fahrrad an der Leine läuft .
  •  Üben Sie das Laufen am Fahrrad Schritt für Schritt.  Haltevorrichtungen, mit denen der Hund direkt am Fahrrad befestigt wird, haben sich meiner Erfahrung nach nicht   bewährt.
  •  Laufen am Rad mit Leine nur am Brustgeschirr.
  •  Auf gleichmäßiges Traben und Tempo achten.  Galopp und häufiges Abbremsen und Beschleunigen sollte vermieden werden
  •  Traben auf Waldboden belastet die Gelenke nicht. 
  •  Vermeiden Sie das Training bei extremen Temperaturen!
  •  Beginnen Sie das Fahrrad- und Lauftraining erst, wenn der Hund ausgewachsen ist (ca. ab 1 Jahr). 

       Steigern sie Strecke und Dauer langsam (regelmäßig häufige und kürzere Strecken sind besser als seltene und lange Strecken).



Für Halter der Rassen Pekinese, Chihuahua, Mops, Yorkshire-Terrier, Französische Bulldogge, Maltester, Zwergspitz, Boston Terrier und alle weiteren kleinwüchsigen Hunderassen: 

Diese Rassen gehören zu den sogenannten chondrodystrophen Rassen („Chondro“ für Knorpel, Vorsilbe „dys“ für mangelhaft, „-troph“ für ernährt) also Rassen mit gestörter Knorpelausbildung.  Dies ist bei der Zucht ausgenutzt worden, um kleinwüchsige und aus menschlicher Sicht aus „alltagspraktischen“ Gründen „handliche“ Hunde zu erschaffen. Die Folgen dieser Züchtung reichen jedoch weit über den Kleinwuchs hinaus.  Atemnot ist beispielsweise unter den genannten Rassen ein weit verbreitetes Problem. Die aus sogenannten Knorpelspangen ausgebildete Luftröhre (Trachea) leidet ebenfalls unter dem Knorpeldefekt. Der Durchmesser der Luftröhre ist dann nicht wie im Normalfall rund, sondern abgeflacht, sodass weniger Luft hindurch gelangen kann. Im schlimmsten Fall kann es zu einem vollständigen Trachealkollaps (Zusammenfallen der Luftröhre) kommen, da der zu weiche Knorpel seiner Stützfunktion nicht mehr nachkommen kann. Die Symptome reichen von erheblichen Atemgeräuschen bis hin zu anfallsweiser Bewusstlosigkeit. Dazu kommt häufig noch ein zu großes Gaumensegel, welches die Atmung zusätzlich behindert (kann operativ verkleinert werden).  


Halter können ihrem Hund die Situation durch folgende Maßnahmen erleichtern:

  • Vermeidung von Übergewicht
  • Verwendung eines Brustgeschirrs statt eines Halsbandes
  • Vermeidung von körperlicher Überanstrengung durch z.B. Laufen am Fahrrad

  
Ein weiteres Problem kann eine unzureichende Ausbildung des unteren Kopfgelenkes (= Gelenk zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel) sein. Normalerweise sorgt ein sehr prägnanter Knochenvorsprung (Dens) für die Stabilität zwischen den beiden Wirbeln. Der vorerst knorpelig ausgebildete Dens verknöchert erst im Laufe der Entwicklung und kann bei den genannten Rassen ebenfalls mangelhaft ausgebildet oder im schlimmsten Fall gar nicht vorhanden sein. Durch die Instabilität der beiden Halswirbel kann es zur Rückenmarksschädigung kommen. Je nach Ausmaß der Schädigung reichen die Symptome von Schmerzen im Halsbereich vor allem bei Beugung des Halses bis hin zu Gangstörungen oder Lähmungen.
 


Was können Sie als Halter tun?

  • Vermeidung von Sprüngen oder Absetzen aus größerer Höhe
  • Verwendung eines Brustgeschirrs statt eines Halsbandes
  • Kein Leinenruck (auch beim Brustgeschirr nicht)
  • Vermeidung von starken Brems- und Beschleunigungsbewegungen (beim Autofahren, Ballspielen etc.)
  • Fütterung von Glukosaminoglycanen (besonders bei Pekinesen)

 

Für Welpen- und Junghundhalter:

Das Skelettwachstum und die Mineralisation der Knochen der Hunde ist mit ca. einem Jahr abgeschlossen. Das Skelett von Welpen und Junghunden ist demnach noch nicht so belastbar wie bei einem erwachsenen Tier.

 

Viele Welpenbesitzer berichten, dass „der Kleine ja gar nicht tot zu kriegen“ ist und versuchen den Welpen körperlich durch lange Spaziergänge oder langes Toben auszulasten. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass die noch weichen Knochen und Gelenke Schaden nehmen, besonders bei schell wachsenden schweren Rassen, die eventuell genetisch schon vorbelastet sind (z.B. HD bei Schäferhunden und Retrievern).  Eine altersentsprechende und mäßige Belastung ist jedoch auch wichtig für eine gute und feste Ausbildung der Knochen. Dabei sollten Sie folgende Punkte beachten:

 

  • Kurze und dafür häufigere kleine Spaziergänge sind besser als ein großer langer Spaziergang. (Ein Welpe kann seine Grenzen häufig nicht einschätzen. Er wird noch hinter Ihnen her laufen, auch wenn er schon längst nicht mehr kann, nur um nicht allein zurück gelassen zu werden.)
  • Lasten Sie Ihren Welpen durch Kopfarbeit aus (z.B. Suchen von versteckten Leckerchen). Auch hier gilt kurze häufigere Einheiten sind besser. Eine Welpe verliert sonst schnell die Lernfreude, wenn man zu viel von ihm erwartet.
  • Lassen Sie Ihren Welpen nicht mit zu schweren und ungestümen Hunden toben.  Am Besten eignen sich Welpenspielgruppen, in denen Ihr Welpe andere Rassen kennenlernen und das Sozialverhalten lernen kann.
  • Lassen Sie Ihren Welpen nicht unnötig Treppen steigen oder aus größeren Höhen springen.  Für das Ein- und Aussteigen ins und aus dem Auto können Sie z.B. bei schwereren Rassen gut eine Rampe verwenden. (Dies ist auch von Vorteil, wenn ein alter kranker Hund als Junghund schon mal daran gewöhnt war.)


Für Katzenhalter 

Gefahr durch Halsbänder und Kippfenster

 

Verzichten Sie auf Halsbänder ohne Sollbruchstelle! Wenn eine Katze an ihrem Halsband hängen bleibt, 

versucht sie sich nicht rückwärts zu befreien, sondern versucht vorwärts mit den Pfoten 

 

durch das Halsband zu steigen. Hierbei besteht lebensbedrohliche Verletzungsgefahr!

Das Chippen ist  eine gute Alternative für Adresshalsbänder bei Freigängern.

Lassen Sie Ihre Katze nicht unbeaufsichtigt in Räumen mit geöffnetem Kippfenster 

oder besorgen Sie sich einen speziellen Kippfensterschutz, der verhindert, 

dass die Katze durch das Kippfenster klettern kann.

Der Versuch einer Katze durch ein geöffnetes Kippfenster zu klettern, endet oft tödlich. 

Die Katze rutscht bei dem Versuch sich zu befreien immer tiefer und zieht sich dabei 

lebensbedrohliche Weichteilverletzungen und Organquetschungen von Blase, Niere etc. zu. 

Sollte die Katze diesen vermeidbaren Unfall überleben, bleiben oft schwerste Lähmungen 

der Hintergliedmaßen und andere neurologische Ausfallserscheinungen zurück.